In einer Studie im Auftrag der Stiftung Münch haben Prof. Dr. Franz Benstetter, Dr. Michael Lauerer, Daniel Negele und Dr. Andreas Schmid untersucht, ob prospektive regionale Gesundheitsbudgets als alternative Vergütungsmodelle die sektorenübergreifende Versorgung fördern und das Gesundheitssystem effizienter gestalten können. Die Autoren analysierten dazu Modelle aus Spanien, Peru, den USA und der Schweiz und leiten darauf basierend Handlungsoptionen für Deutschland ab.
Die Autoren präsentieren die Ergebnisse erstmals:
- am 20. Februar 2020
- von 10:30 bis 13:00 Uhr
- in Berlin (Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, Jägerstraße 32, 10117 Berlin).
- Der Eintritt ist kostenfrei, eine Anmeldung erforderlich (per E-Mail an kontakt@stiftung-muench.org). Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
- Die Studie erscheint am 20. Februar 2020 als Buch im medhochzwei-Verlag (ISBN 978-3-86216-618-3).
Alle Menschen sollen an den sich schnell erweiternden Möglichkeiten, die Gesundheit wiederherzustellen, zu erhalten und zu bessern, in gleicher Weise teilhaben können. Die Diskussion um steigende Ausgaben für Gesundheit, Rationierung von Leistungen, Fachkräftemangel und Disparitäten im Zugang zur Versorgung zeigt aber: Dieses Versprechen steht in Frage.
Eine besser koordinierte, stärker patientenzentrierte und intersektoral angelegte Versorgung kann Teil der Lösung sein, das Versprechen weiter aufrecht zu halten. Voraussetzung hierfür ist ein Vergütungssystem, das die Sektorengrenzen tatsächlich überwinden kann und Qualität belohnt. Internationale Erfahrungen zeigen, dass sogenannte Capitationmodelle, die auf mengenunabhängigen und sektorenübergreifenden Pro-Kopf-Pauschalen beruhen, – geeignet ausgestaltet – Anreize für eine derartige Versorgung schaffen können. In solchen Modellen übernehmen Leistungserbringer einen Teil des Versicherungsrisikos bzw. der finanziellen Verantwortung für Leistungen, die direkt von ihnen erbracht, veranlasst oder nicht vermieden werden. Das Potenzial ist deutlich sichtbar. Allerdings gibt es auch Herausforderungen und Risiken, die mit einem derartigen System einhergehen und entsprechend zu adressieren bzw. zu kontrollieren sind.
Deshalb prüft das vorliegende Buch differenziert die Voraussetzungen und Potenziale des Transfers eines derartigen populationsorientierten Vergütungsansatzes nach Deutschland und zeigt die Optionen einer möglichen Umsetzung in Form prospektiver regionaler Gesundheitsbudgets auf. Die Basis hierzu bildet eine fundierte Analyse von Modellen aus Spanien, Peru, den USA und der Schweiz.
Prof. Dr. Franz Benstetter ist Professor für Sozialversicherungen und Gesundheitsökonomie an der Technischen Hochschule Rosenheim. Davor war er von 2001 bis 2015 als Head of Managed Care und Head of Operational Services bei der Munich Re in der Erst- und Rückversicherung in internationalen Gesundheitsmärkten tätig. Zu seinen Forschungsthemen gehören u.a. die Konzeptionierung und Evaluation neuer Versorgungsformen, die Entwicklung von Bezahlungs- und Finanzierungssystemen sowie die digitale Transformation in Gesundheitsmärkten. Er ist in verschiedenen Funktionen im deutschen und internationalen Gesundheitswesen aktiv.
Dr. Michael Lauerer ist promovierter Gesundheitsökonom und Diplom-Sozialwirt. Seit 2011 gehört er dem Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth an. Dort ist er Akademischer Rat. Seit 2017 ist er zudem Wissenschaftlicher Geschäftsführer der GWS – Gesundheit Wissenschaft Strategie GmbH. Zu seinen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten zählen die Ressourcenallokation und Priorisierung in der Medizin, qualitative und quantitative Sozialforschung im Kontext der Gesundheitsversorgung, Präferenzstudien sowie komparative Gesundheitssystemanalysen.
Daniel Negele, M.Sc., ist Gesundheitsökonom und Sozialwirt. Seit 2018 promoviert er als externer Doktorand am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre III der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. Daneben verfügt er über mehrjährige berufliche Erfahrungen zu strategischen Fragestellungen der ambulanten Versorgung sowie in der gesetzlichen Krankenversicherung. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind der Qualitätswettbewerb im Gesundheitssystem, qualitätsorientierte Bezahlungsschemata und deren Anreizwirkungen sowie komparative Gesundheitssystemanalysen.
PD Dr. Andreas Schmid ist Projektleiter bei der Oberender AG. Er ist ferner als Privatdozent mit der Venia legendi in Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement an der Universität Bayreuth tätig, an welcher er von 2013 bis 2019 Inhaber der Juniorprofessur Gesundheitsmanagement war. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Analyse und Gestaltung von Versorgungsstrukturen sowie zugehörigen Vergütungssystemen. International gilt sein besonderes Interesse dem Gesundheitssystem der USA.