10. – 12. März 2023, Berlin
In Deutschland werden deutlich mehr Menschen stationär in Krankenhäusern behandelt als in vergleichbaren Ländern, die viele fachärztliche Leistungen eher in einem ambulanten Setting erbringen. Das so genannte ambulante Potenzial scheint in Deutschland daher hoch zu sein. Dabei gibt es bezogen auf die Bevölkerung in Deutschland ähnlich viel Personal wie in anderen Ländern, im Hinblick auf die stationären Fallzahlen deswegen aber weniger, was zu einer höheren Belastung des Personals führt. Die Altersstruktur in Deutschland wird in den kommenden Jahren zudem immer ungünstiger und der wenige Nachwuchs reicht nicht aus, um das Personal, das in Rente geht, zu ersetzen. Daher droht Rationierung von Gesundheitsleistungen. Die Ambulantisierung könnte helfen, sie zu vermeiden oder wenigsten abzumildern.
Wie könnte dies geschehen? Welche Anpassungen wären nötig und wer soll die ambulanten Fälle behandeln? Kliniken, Facharztpraxen oder beide? Können Kliniken dies überhaupt? Damit befassten sich die Teilnehmer beim Think Camp.
Die Aufgabe
Sie sind Teil der Geschäftsführung eines kleineren, kommunalen 130 Betten-Krankenhauses in einer ländlichen Gegend in Brandenburg. Das Klinikum verfügt über die Fachabteilungen Innere Medizin, Allgemeine Chirurgie sowie über eine kleine Geburtshilfestation. Aufgrund der Pläne der Regierungskommission fällt dieses Klinikum in die Versorgungsstufe Ii. Nun überlegt der Landrat, der zugleich der Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums ist, das Krankenhaus entweder als Ii-Krankenhaus fortzuführen oder in ein MVZ umzuwandeln. Sicher ist jedoch, dass das heutige vollstationäre Versorgungs- und Behandlungsspektrum so nicht aufrechterhalten werden kann. Insbesondere die ambulante Leistungserbringung wird im Mittelpunkt stehen, entweder in einem Ii-Krankenhaus oder in einem MVZ.
Aufgabenstellung:
Bitte erarbeiten Sie für den Landrat ein tragfähiges Konzept, wie der Standort, entweder als Ii-Krankenhaus oder als MVZ fortgeführt werden kann. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die ambulante Leistungserbringung gelingen kann. Dabei gilt es die (prozessualen) Unterschiede zwischen einer ambulanten, tagesklinischen und vollstationären Behandlung (im operativen wie auch im diagnostischen Bereich) zu berücksichtigen und aufzuzeigen, wie die Umsetzung am effizientesten gelingen kann.
Dabei soll auch dargestellt werden, wie sich die Prozesse baulich, operativ und auch personell unterscheiden sollen und müssen. Welche konkreten Handlungsbedarfe ergeben sich daraus für ein Ii-Klinikum oder ein MVZ? Macht es mehr Sinn, ambulante Behandlungen räumlich, personell und auch organisatorisch von vollstationären Behandlungen getrennt durchzuführen oder können in kooperativen Settings mehr Skaleneffekte erzielt werden? Welche Verträge mit den Kostenträgern können geschlossen werden? Helfen Ihnen die neuen Regelungen im § 115e SGB V sowie § 115f SGBV für Ihre Überlegungen?
Ziel ist es, dem Landrat konkrete Empfehlungen und Handlungsoptionen an die Hand zu geben, wie genau der Versorgungswandel in welcher Versorgungsstruktur hin zu mehr ambulanten Leistungen in der Region gelingen kann, damit eine bedarfsgerechte und qualitative Versorgung, ebenso wie kostendeckende Leistungserbringung erfolgt.
Die Arbeiten der Teilnehmer
Gruppe „MBK Kompetenzzentrum Gesundheit – Menschlich. Bedarfsorientiert. Koordiniert“
Sarah Feldmeier, Hannah Hesse, Fabian Kinder, Felix Klappauf, Eduard Klukas
Menschlich, bedarfsorientiert und koordiniert – dies ist unsere Vision für eine zukunftsorientierte Pa- tientenversorgung. Die Transformation eines Grundversorgers in ein Level-Ii Krankenhaus (MBK-Kompetenzzentrum) überwindet die bereits seit Jahren diskutierten sowie starren Sektorengrenzen zwischen der ambulanten und stationären Versorgung. Durch die Berücksichtigung des demografischen Wandels nimmt das Leistungsangebot den Versorgungsbedarf (medizinisch und pflegerisch) der Bevölkerung auf und bietet den Betroffenen einen Zugang zu Beratungsstellen.
Gruppe „G3-Kliniken GmbH”
Jonas Cittadino, Martin Weinert, Lena Kümmel, Lorena Wetzel, Vivian Hölzner
Um der Bedarfsnotwendigkeit in der ländlichen Region und den politisch bedeutsamen Themen der Arbeitsplatzsicherheit und Schaffung neuer Berufsperspektiven Rechnung zu tragen, hat sich die Gruppe für die Umstrukturierung in ein Level Ii-Krankenhaus entschieden.
Gruppe „Klinikum Freudestadt – vor Ort umsorgt!“
Mareike Ellmann, Ann-Kathrin Haueisen, Lea Koehnen, Anika Schneiders, Pauline zur Nieden
In diesem Beispiel hält der Träger des Universitätsklinikums den Standort Freudestadt ebenfalls als bedeutsam für die Region und ggf. auch für die Aus- Fort- und Weiterbildung künftiges pflegerisches und medizinisches Personal. Der Träger strebt eine Fusion mit dem Standort Freudestadt, wodurch die Grundversorgung in der Region gewährleistet bleiben soll. Somit entsteht das Konzept „Klinikum Freu- destadt – vor Ort umsorgt!“
Die Dozenten:
- Dr. Martin Albrecht, Geschäftsführer IGES – Institut
- Prof. Dr. Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender Stiftung Münch
- Kai Burmeister, Referent Strategie & Unternehmensentwicklung GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH
- Markus Cording, Regionalkoordinator Öffentlicher Gesundheitsdienst Landratsamt Görlitz