Am 26. November wurden die Gewinner des Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung bekannt gegeben. Über 80 Gäste fanden sich am Abend im Bayerischen Hof in München ein, um sie zu feiern. Auf der Gästeliste standen zahlreiche Persönlichkeiten aus Unternehmen, wie zum Beispiel Stefan Sturm, CEO von Fresenius; privaten Klinikträgern, wie Axel Paeger, CEO von Ameos und Günther Weiß, COO der RHÖN KLINIKUM AG; und großen Kliniken, unter anderem die Ärztlichen Direktoren der Universitätsklinik München, Professor Karl-Walter Jauch, und des Universitätsklinikums Freiburg, Professor Frederik Wenz; verschiedenen Krankenkassen, wie Mani Rafii, Mitglied des Vorstands der Barmer, Hans Unterhuber, Vorstand der SBK und Daniel Bahr, Mitglied des Vorstands der Allianz Private Krankenversicherungs-AG; der Pflegewissenschaft und Gesundheitsökonomie; der Politik, vertreten durch Staatssekretär Andreas Westerfellhaus; und vielen weiteren Bereichen, die eine Rolle im und um das Gesundheitssystem spielen. Auch die bisherigen Gewinner des Preises waren eingeladen. Sie alle nutzten die Gelegenheit, um ihre Netzwerke zu pflegen und zu erweitern – und dabei einen schönen Abend zu verbringen.
Boris Augurzky begrüßte als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch die Gäste und nahm sie mit auf die Reise per Anhalter durch die Galaxis des Autors Douglas Adams: „Man wird das Gefühl nicht los, dass der Autor eigentlich das deutsche Gesundheitswesen meinte, als er vom Universum sprach“, so Augurzky, „Wie sonst könnte man im folgenden Zitat das Wort „Universum“ einfach durch „Regeln des Gesundheitswesens“ ersetzen: „Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“
In seiner Rede betonte der Gesundheitsökonom die zunehmende Bedeutung von Stiftungen als Treiber des erforderlichen Wandels. „Denn sie sind unabhängig und nur ihrem Stiftungszweck verpflichtet“, so Augurzky, „deshalb können wir auch den Finger in die Wunde legen. Bei dem einen oder anderen wird das nicht immer gut ankommen. Aber das ficht uns nicht an. Damit stehen wir in der Tradition unseres Stifters Eugen Münch, der stets unerschrocken seinen Weg gegangen ist und sich für Veränderungen nicht nur eingesetzt, sondern sie auch in die Tat umgesetzt hat.“
Nach den ersten Gängen des Menüs, bei dem an allen Tischen angeregte Gespräche geführt wurden, eröffnete Leonie Sundmacher die Preisverleihung. Den ersten Preis der Kategorie praktische Anwendung nahm Franz Pfister entgegen, der für Deepc ausgezeichnet wurde, eine Software zur Bildauswertung von Computertomographien mit künstlicher Intelligenz. Laudator Helmut Schönenberger betonte, dass der Eugen Münch-Preis innovative praktische Anwendung neuer Technologien und Prozesse auszeichne, die zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung führen – und dies genau auf Deepc zutreffen würde. Das Ziel von Franz Pfister sei die Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung und der Effizienz des Gesundheitssystems. „Wir brauchen mehr Menschen wie Franz Pfister, die bereit sind zu lernen und unternehmerisch zu handeln, die mehrere Disziplinen vereinen und tatkräftig Innovationen im Gesundheitswesen vorantreiben“, betonte Schönenberger.
Den zweiten Preis der Kategorie praktische Anwendung übergab Staatssekretär Andreas Westerfellhaus an den Pflegewissenschaftler Patrick Jahn, der für das Projekt „FORMAT“ ausgezeichnet wurde. Dabei sollen Digitalisierung und Robotik genutzt werden, um die Patientenversorgung zu verbessern und das selbstbestimmte Leben in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Professionelle Pflegekräfte, Ärzte, aber auch Patienten und pflegende Angehörige haben im „Future Care Lab“ die Möglichkeit, neue Technologien kennenzulernen und zu nutzen. Der Umgang damit ist zudem Teil der Ausbildung von Pflegewissenschaftlern und Medizinern an der Universitätsmedizin Halle. „Neue Technologien sind nur sinnvoll, wenn ihre Nutzer auch lernen damit umzugehen und der Einsatz nicht als zusätzliche Last empfunden wird“, betonte Westerfellhaus und hob hervor: „Das Siegerprojekt „FORMAT“ leistet hierfür einen ganz wichtigen Beitrag und schließt eine große Lücke im Bereich Theorie-Praxis-Transfer.“ Er wünsche sich, dass dieses Projekt zukünftig überall zur Anwendung komme.
Einen Sonderpreis der Jury nahm der Diplomingenieur Matthias Gräser für seine Arbeit von Marion Haubitz entgegen. Er befasst sich mit der Entwicklung eines neuartigen Tomografen, der zur Überwachung von Patienten nach einem Schlaganfall eingesetzt werden kann – direkt auf der Intensivstation, so dass ein Patiententransport zu MRT oder CT nicht nötig ist. Zum Einsatz der Darstellung des Gefäßsystems und der Organperfusion kommen supramagnetische Eisenoxid-Partikel, die in der Regel intravenös verabreicht und von der Leber in den Eisenhaushalt des Körpers integriert werden und damit keine Gefahr für nierenvorgeschädigte Patienten darstellen. Die Arbeit habe nicht so recht in die Kategorie Versorgungsforschung gepasst und sei noch nicht so weit ausgereift, sie als praktische Anwendung auszuzeichnen. Doch habe sie ein immenses Potenzial und würde die Patientenversorgung so sehr verbessern, dass die Jury sie nicht ohne eine Auszeichnung lassen wollte – und kurzerhand entschied, einen Sonderpreis zu vergeben, begründete Laudatorin Haubitz die Entscheidung der Jury.
„Wer einmal an einer Klinik gesehen hat, wie ein Intensivpatient zum MRT transportiert wird – und das befindet sich auch noch meist im Keller –, der weiß, wie aufwändig und schwierig das ist“, betonte sie. Der „Tomograf in der Hosentasche“ würde die Versorgung der Patienten verbessern und zugleich Pflegekräfte und Ärzte entlasten.
Den Preis der Kategorie Versorgungsforschung nahm schließlich Steffen Fleßa entgegen. Leonie Sundmacher hatte bei der Vorbereitung auf die Laudatio festgestellt, dass berühmte Musiker offensichtlich keine Preise benötigen: Bob Dylan zeigte sich von der Verleihung des Nobelpreises für Literatur nicht sonderlich beeindruckt, die Beatles hätten Massen angelockt, egal ob Preis oder nicht. „Mit Versorgungsforschung füllen wir keine Hallen. Also brauchen wir Preise“, folgerte sie.
Die Arbeit von Fleßa ermögliche es, die emotional geführte Debatte um die Zusammenlegung von Klinken oder Fachabteilungen zu objektivieren: Es werden die ökonomischen Konsequenzen und die Folgen für die Erreichbarkeit aufgezeigt, ohne eine Wertung vorzunehmen.
Nach der Preisverleihung nutzten die Gäste noch die Gelegenheit, den Abend in der Lounge ausklingen zu lassen.
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