01. März 2019
Michael Ewers, Direktor des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der Charité – Universitätsmedizin Berlin, hat sich beim BrainSnack der Stiftung Münch klar für eine Pflegekammer ausgesprochen. In Deutschland fehle eine Organisation, die Standards und Leitlinien setze. „Eine Kammer würde gewährleisten, dass die Patientensicherheit zum zentralen Anliegen der Pflege gemacht wird“, so der Professor. Durch sie würde etwa sichergestellt, dass niemand in der Pflege arbeite, der nicht hinreichend qualifiziert sei. „International nehmen Kammern diese Aufgabe hervorragend wahr“, betont Ewers.
Als Grund, warum ein hoher Anteil der Pflegenden ihren Beruf wieder verlassen, sieht Ewers neben der hohen Belastung auch die mangelnden Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Zudem sei es für die Pflegenden zunehmend frustrierend, dass sie die in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen im Versorgungsalltag nicht einsetzen können. Ewers fordert mehr Möglichkeiten für Hochschulqualifikation und kritisiert den in Deutschland praktizierten Weg der Ausbildung, die überwiegend in an Krankenhäusern angesiedelten Schulen stattfinde. Die Finanzierung sei zu gering und nicht staatlich geregelt, auch die Qualifikation der Lehrkräfte sei unterschiedlich. „Ich kann nicht verstehen wieso wir uns die Ausbildung von Medizinern über zwölf Semester an den Hochschulen leisten aus Steuergeldern, das den Pflegenden aber vorenthalten“, so Ewers. Mit Blick auf andere Länder weist Ewers darauf hin, dass dort Pflegende eigene Praxen unterhalten, in denen sie ihre Patienten versorgen: „Das ist alles längst gang und gäbe, nur Deutschland verweigert sich dem.“
Auch digitale Tools werden von Pflegenden in anderen Ländern genutzt. „Wir sehen international, die Pflege gestaltet die Digitalisierung mit. Sie wird als Player gehört, sie wird einbezogen und sie hat die Möglichkeit, die Chancen der Digitalisierung mit herauszuarbeiten“, sagt Ewers.
Den BrainSnack können Sie hier ansehen: