Kategorie praktische Anwendung:
Johannes Höfener und Team
Rehago – Virtuelle Trainingstherapie nach Schlaganfall
dotiert mit 20.000 Euro
270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall – damit gehört er zu den häufigsten schweren Erkrankungen. Und mit einer Invaliditätsrate von 30 bis 35 Prozent ist er zudem eine der häufigsten Ursachen für mittlere und schwere Behinderung: dazu gehören Lähmungen der Arme und Beine ebenso wie der für die Sprache und das Schlucken zuständigen Muskulatur.
Die Chancen, die körperlichen Einschränkungen wieder zu verbessern, erhöhen sich immens, wenn frühzeitig mit rehabilitativen Maßnahmen angefangen wird. Deshalb gehören diese auch zum festen Bestandteil der Behandlung auf spezialisierten Schlaganfalleinheiten der Klinken – den Stroke Units – und müssen in Anschluss konsequent und regelmäßig ambulant weitergeführt werden. Ziel ist es, dass der Patient durch die Reha den Alltag wieder weitestgehend selbständig gestalten und in sein gewohntes Umfeld zurückkehren kann.
Doch ganz lückenlos klappt die Versorgung der Patienten in der Realität nicht. Oft gibt es zu lange Pausen zwischen den einzelnen Anwendungen; vor allem mit dem Beginn der ambulanten Therapie kommt es häufig zu Problemen. Patienten finden keine geeigneten Therapeuten, Termine sind erst nach einer Wartezeit verfügbar und finden in zu großen Abständen statt. Durch diese Lücken kann sich der Zustand wieder verschlechtern, das Wiedererlangen der Mobilität wird damit erschwert. Patienten, die oft in Folge des Schlaganfalls unter Depressionen leiden, werden zunehmend unmotiviert, die für sie so wichtigen Übungen weiter durchzuführen.
Mit Rehago schaffen Johannes Höferer und sein Team eine Möglichkeit, diese Therapielücken zu überbrücken: die Patienten sollen einfach Zugang haben, jederzeit üben können und dabei Spaß haben, um am Ball zu bleiben. Damit die Übungen auch Wirkung zeigen, sollen sie nach medizinisch etablierten Therapiemethoden erfolgen. Zusätzlich können die Therapeuten eingebunden werden, um den Trainingsfortschritt zu überprüfen und die Übungen individuell anzupassen.
All dies ist mit der virtuellen Trainingstherapie Rehago möglich. Die Patienten erhalten eine VR-Brille mit auf sie abgestimmten Spielen (darunter Memory, Labyrinth und ein Meteor-Spiel) von ihrem Therapeuten und können direkt beginnen – gleich in der Klinik oder später zu Hause. In einer virtuellen Umgebung heben sie etwa Memory-Spielkarten an – in der Simulation können sie ihren gelähmten Arm wieder bewegen. Diesen steuern sie mit ihrem gesunden Arm und die visuelle Rückmeldung verstärkt dann die kognitive Reorganisation des Gehirns.
Die Übungen von Rehago sind auf die Wiederherstellung der Handbeweglichkeit ausgerichtet. Denn während die Patienten in der Rehabilitation in erster Linie das Laufen wieder erlernen, wird die Hand oft vernachlässigt.
Die Patienten profitieren von den Übungen sowohl körperlich als auch psychisch, da sie Erfolge erleben und damit die Depressionen gemindert werden. Zudem können Klinikaufenthalte verkürzt und durch die Stärkung der Selbständigkeit weitere Pflegekosten reduziert werden. Die Kosten für das System, die zunächst vom Patienten getragen werden müssen, belaufen sich auf etwa 90 Euro für eine Zeitspanne von sechs bis neun Monaten.
Johannes Höfener und Team
Johannes Höfener (links) erwarb seinen B. Sc. in Informatik und Philosophie in Tübingen. In seiner Abschlussarbeit „Ansätze zur Barrierefreiheit in Virtual Reality“ forschte er im Rahmen des Projektes, aus dem Rehago entstand. Er verantwortet die Systementwicklung und die medizinische Zertifizierung von Rehago. Zum Gründungsteam gehören auch Philipp Zajac, Geschäftsführer, Anika Ochsenfahrt (Game Design) und Melanie Schweis (Entwicklung Plattform und Spielmechaniken)
Sehen Sie hier einen Film über Rehago