2. November 2018
Studie analysiert neue Modelle und Maßnahmen zur Sicherstellung der ländlichen Gesundheitsversorgung
In einer aktuellen Studie im Auftrag der Stiftung Münch hat ein interdisziplinäres Team unter der Leitung von Carolin Auschra untersucht, welche neuen Lösungen zur Gestaltung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen aktuell erprobt und genutzt werden. Dabei zeigt sich, dass der Großteil der neuen Lösungsansätze innerhalb der Grenzen eines bestehenden Sektors agiert, sektorenübergreifende Modelle jedoch die Ausnahme bilden. Überwiegend werden traditionelle Versorgungsmodelle wie Krankenhaus oder Einzelpraxis mit neuen Formen (darunter MVZ, kommunale Eigeneinrichtung, Zweigpraxis) kombiniert, um eine stärkere Arbeitsteilung der Ärzte zu ermöglichen. Zusätzlich werden organisatorische Elemente wie Case Management, Telemedizin oder die Delegation einzelner Aufgaben an nichtärztliche Berufsgruppen eingesetzt.
Als wichtigste Treiber für neue Lösungsansätze identifizierte das Forscherteam regionale Akteure wie Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenhausträger, Kommunen, aber auch engagierte Einzelpersonen. Die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung. Als Probleme stellten sich das komplexe Management der Zusammenarbeit, fehlende Ressourcenausstattung und die Finanzierung neuartiger Modelle sowie eine fehlende digitale Infrastruktur heraus.
Aufgrund der Studienergebnisse erwarten die Autoren eine Verstärkung folgender Trends, die gleichzeitig zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen beitragen können:
- Zunahme von ambulant-ärztlichen Tätigkeiten im Angestelltenverhältnis,
- Zunahme von professionsübergreifender Zusammenarbeit,
- zunehmende Bedeutung von Telemedizin als Möglichkeit der Distanzüberbrückung,
- zentralere Rolle von Krankenhäusern in ländlichen Regionen, insbesondere auch in der ambulanten Versorgung und
- zunehmende Wichtigkeit von Managementkompetenzen zur Gestaltung von neuen Versorgungsmodellen, z.B. zur Koordination der Zusammenarbeit unterschiedlicher Leistungserbringer und weiterer Partner.
Um neue Modelle zur Sicherstellung der ländlichen Versorgung zu erproben und voranzubringen, fordern die Autoren die weitere Förderung innovativer, v.a. sektorenübergreifender Vorhaben sowie eine vergleichende morbiditäts- und mortalitätsorientierte Evaluation von Lösungsansätzen.
Die Studie wurde von einem interdisziplinären Forscherteam aus den Bereichen Organisationsforschung/BWL, Medizin und Soziologie unter der Leitung von Dr. Carolin Auschra (Freie Universität Berlin), Jana Deisner (Technische Universität Berlin), PD Dr. Anne Berghöfer (Charité Universitätsmedizin Berlin) und Prof. Dr. Jörg Sydow (Freie Universität Berlin) erstellt. Sie folgt einem qualitativen Forschungsansatz und stützt sich auf die Auswertung von 31 Expertengesprächen und einer Vielzahl von Dokumenten. Die Studie nutzt verdeutlichende Fallbeispiele.
Die Studie finden Sie unter https://www.stiftung-muench.org/wp-content/uploads/2018/11/Projektbericht_Sicherstellung-Gesundheitsversorgung-Land.pdf
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Die Stiftung Münch wurde 2014 von Eugen Münch ins Leben gerufen. Das Stiftungsziel ist es, trotz einer alternden Gesellschaft weiterhin allen Menschen den Zugang zu nicht rationierter Medizin zu ermöglichen. Als Grundlage dient das von Eugen Münch entwickelte Konzept der Netzwerkmedizin. Die Stiftung unterstützt Wissenschaft, Forschung und praxisnahe Arbeiten in der Gesundheitswirtschaft und fördert den nationalen und internationalen Austausch. Sie arbeitet unabhängig und stellt ihr Wissen öffentlich zur Verfügung. Den Vorstand bilden Stephan Holzinger (Vorsitz), Eugen Münch (stellv. Vorsitz) und Prof. Dr. med. Bernd Griewing; die Geschäftsführung liegt bei Prof. Dr. Boris Augurzky (wissenschaftlicher Geschäftsführer) und Dr. Johannes Gruber (Geschäftsführer, Syndikus).